Wie dein Hund bei jagdlichen Reizen bei dir bleibt

Wie dein Hund bei jagdlichen Reizen bei dir bleibt

Wie dein Hund bei jagdlichen Reizen bei dir bleibt


Wie dein Hund bei jagdlichen Reizen bei dir bleibt


Hundetrainerin Nicole Lützenkirchen über den Flirt mit der schnellen Bewegung bis zur (Jagd) Leidenschaft.


Angefangen hatte es harmlos mit Schmetterlingen, Mäusen und Vögeln. Ein kurzes Schnappen, ein Anpirschen an die vermeintliche Beute, ein kurzes Hetzen bis die Amsel meckernd davon geflogen ist. Eigentlich nichts passiert. Dann war da dieses Knacken im Wald und Dein Hund musste unbedingt mal nachschauen. Aber zum Glück war er ja sofort wieder da. Dann diese eine Abendrunde in der Dämmerung, als er 10 Minuten weg war. Du hast ihn immer noch gehört, ein hohes Kläffen, Äste knackten, Dein Hund, schneller als der Wind am abendlichen Horizont. Wahrscheinlich die längsten zehn Minuten Deines Lebens. Was da alles hätte passieren können. Die Landstraße, der örtliche Jäger, der ja eh immer meckert, oder hat er den Hasen wirklich bekommen?

Status Quo



Sieht Dein Gassi-Alltag in etwa so aus?: Du kommst mit dem Auto auch nur in die Nähe Deiner täglichen Gassi-Runde. Dein Hund springt schon quietschend und aufgeregt hechelnd im Heck umher.
Die Heckklappe aufzumachen, ohne dass Dein Hund herausspringt, gleicht schon einem akrobatischen Akt. Das Anleinen hat etwas von „Knotenmutter hilf uns“ und zum abschließen Deines Autos kommst du schon gar nicht mehr, da du bereits in den Wald gezerrt wirst. Gut das es Fernverriegelungen gibt!


Genetik und Hormone nehmen uns den Hund aus der Hand



Die Fähigkeit zu jagen, wurde Deinem Hund angeboren und er verfeinert sie durch lernen. Durch zufälliges lernen, durch beobachten und dadurch, dass er sich ausprobiert. Ein erfolgreicher Jäger zu sein macht ja auch Sinn. Jagen dient der Ernährung und damit seiner Lebenserhaltung und der Erhaltung seiner Nachkommen.
Hinzu kommt noch eine Flut von Hormonen, die Dir Deinen Hund wortwörtlich aus der Hand nehmen.
Er kann Deine Rufe nicht mehr wahrnehmen, verspürt keinen Schmerz, keinen Hunger und keinen Durst, aber ein wahnsinniges Glücksgefühl.

Ach ja, dieses Glücksgefühl!


Hat er dieses Glücksgefühl einmal erlebt, so wird er es immer wieder haben wollen. Dafür braucht Dein Hund noch nicht einmal den Jagderfolg. Das Verfolgen und Hetzen reicht ihm völlig aus.
Die harte Wahrheit ist, dass Dein Hund in diesem Moment kein großes Interesse daran hat, Kontakt zu Dir zu halten oder die Ruhe, die davonhüpfende Beute zu beobachten und diese ziehen zu lassen.
Du bist raus aus seinem Kopf! Der Fokus ist nach außen gerichtet, weg von Dir! Wie kannst Du diesen Fokus verändern?

Wie kommst Du wieder rein in seinen Kopf???


Unser Trainingsansatz:
Ruhe
Kontakthalten
Beschäftigung



Mit Ruhe zur Ansprechbarkeit



Dein Hund kann lernen, Umweltreize „auszuhalten“, sich zu entspannen und sich zurückzunehmen. Er muss nicht jedem Reiz erliegen und jedem Vogel hinterherhetzen, im Restaurant auf Krümelsuche gehen oder den Nachbarn, den wir auf dem Spaziergang treffen, anspringen. Dies sind meistens Situationen in denen der Hund selbst entscheiden kann, was er gerade tun möchte und wir genervt auf sein Verhalten reagieren.

Meist ruckt man missmutig an der Leine, schimpft oder gibt Kommandos, die der Hund dann eh nicht befolgt. Es fehlt an Regeln, Ideen zum eigenen richtigen Verhalten, der inneren Ruhe, dem Durchhaltevermögen und Konsequenz seitens des Menschen, was zwangsläufig zu nicht erwünschten Verhalten beim Hund führen muss.

Ein klares Regelwerk und eindeutige Signale können Deinem Hund helfen zu verstehen, was Du im Moment genau von ihm erwartest. Benutzt Du immer und eindeutig die gleichen Signale, macht es die Situation und auch Dich berechenbarer für Deinen Hund.
Diese „Ruhe“ muss allerdings im Alltag bereits gelebt werden, damit Du sie auch in brenzligen Situationen einfordern kannst.
Hat Dein Hund gelernt seine Umwelt zu beobachten, ohne den Umweltreizen sofort zu erliegen, hat er ein klaren Rahmen mit Verhaltensregeln, an denen er sich orientieren kann. Du wirst sehen, dass er viel ansprechbarer ist.

Absprachen auf den Spaziergängen treffen



Dies gilt natürlich auch für den Spaziergang und den Freilauf. Gibt es klare Regeln zwischen euch, ob Dein Hund sich nur auf dem Weg aufhalten darf oder darf er selbst entscheiden, ob er lieber durchs Unterholz stromt, den Weg nur kurz quert und auf der anderen Seite direkt wieder in die hohe Wiese läuft?
Es macht Sinn mit einen jagdlich motivierten Hund eine Absprache darüber zu treffen, wo er sich aufhalten darf und wo nicht. Die Gefahr auf Wild zu treffen ist im Unterholz und in der hohen Wiese größer. Bleibt Dein Hund auf dem Weg und hast Du ihn dazu auch noch gut im Blick, kannst Du sehen, ob er irgendwelche Ideen bekommt und kurz vor dem durchstarten ist.

Beim Rückruf auf Durchzug geschaltet



Einmal, zweimal oder dreimal gerufen! Dein Ton wird immer schriller und Du wirkst immer missmutiger. Wie verhält man sich, als Hundehalter, wenn der Hund den Menschen einfach ignoriert?
Mit einem klaren Abbruchsignal kannst du Deinem Hund sagen, dass er mit dem, was er da gerade tut, sofort aufhören soll. Deine innere Gestimmtheit, Deine Gestik und Mimik sollten dies auch genau so ausdrücken. Lässt er von der Sache ab und wendet er sich Dir zu hast Du die Möglichkeit, ihn freundlich gestimmt zurückzurufen.
Dein Hund kann lernen, dass er freudig zu Dir zurückkommt und er gerne bei Dir bleibt, auch wenn die Leine nicht dran ist. Möglicherweise hat er noch nicht die Erfahrung gemacht, dass es an der Seite seines Menschen toll ist und es nicht schlimm ist, auch ohne Leine neben Frauchen zu laufen. Vielleicht passiert ja dort auch etwas spannendes.

Klarheit in der Kommunikation mit Deinem Hund schaffen



Vielen Menschen fällt es schon schwer, sich klar gegenüber ihrem Hund auszudrücken. „Hier, Fuss, Nein, Super, Fein, Aus, Bleib, Stopp“ – alles in einer Tonlage und mit kaum erkennbaren Körpersignalen. Dies macht es dem Hund schwer, dass gewünschte Verhalten zu zeigen. Gestik, Mimik und Stimme so in Einklang zu bringen, um für den Hund klar verständlich zu werden, ist in der digitalen und sprachlich orientierten Welt der Menschen etwas, was wieder gelernt werden muss.
Hast Du Absprachen über die Ruhe getroffen, das Kontakthalten gefördert, Regeln über die Gebiete etabliert, in denen sich Dein Hund aufhalten kann, dann überprüfst und verfeinerst Du diese Übereinkünfte regelmäßig im Alltag und bei den verschiedensten Auslastungsmodellen.

Beschäftigung zum Abgleich der Kommunikation untereinander



Ob man auf beiden Seiten die gleiche Sprache spricht, lässt sich am besten überprüfen, wenn man sich intensiv mit seinem Vierbeiner beschäftigt.
Such- und Apportieraufgaben bieten Dir Möglichkeit, gemeinsam mit Deinem Hund etwas zu tun und sich einzubringen. Man kann zum Beispiel Absprachen über das ruhige Warten (Steadiness), richtungsweisende Gesten, den Rückruf, das Stoppen aus der Bewegung usw. treffen, trainieren und diese regelmäßig auf ihre Gültigkeit hin überprüfen.
Es reicht nicht, den Hund einfach so mit Kommandos in die Suche zu schicken – man muss selber finden wollen! Denn nur dann arbeitet man gemeinsam als richtiges Team.
Eine weitere Möglichkeit die Zusammenarbeit mit Deinem Hund zu fördern und das Interesse an Dir zu wecken, ist das Verweisen von Dummys. Hier lernt Dein Hund, dass er Einfluss auf Dich nehmen kann, Dich in die Arbeit mit einzubeziehen, sich lenken und führen zu lassen. Dadurch rückst Du immer mehr in den Fokus Deines Hundes.
Ruhe und Kontakthalten zum Menschen sowie das gemeinsame Tun machen aus Sicht des Hundes wieder Spaß und vor allem Sinn. Ganz nebenbei lernst Du Deinen Hund besser kennen. Sein Ausdrucksverhalten, seine Veranlagungen, seine Ansprechbarkeit, seine Wahrnehmung und: seine Grenzen.

PS: Hinterlass uns gerne dein Kommentar
PPS: Du möchtest auf keinen Fall die nächsten Blogbeiträge verpassen? Dann trag dich für unseren kostenlosen Newsletter ein.



Über die Autorin

Nicole Lützenkirchen ist Jägerin, Ausbilderin für Jagdgebrauchshunde und Familienhunde mit jagdlichen Ambitionen und Inhaberin der Hundeschule „Mein Wildfang“ in Leverkusen. Ihr ist eine zeitgem. Einstellung zur Jagd im Hinblick auf den Respekt vor der Natur, dem Wild und dem Menschen wichtig.
Ebenso die zeitgemäße Ausbildung von Familien.- und Jagdhunden. Das durch die Jägerprüfung erlangte Wissen über die Natur und das Wild, macht es ihr möglich die Welt im Kopf eines jagenden Hundes besser erklären zu können. www.mein-wildfang.de.

Dir gefällt, was Du liest? Teile den Beitrag!